Review< Zurück 16.04.2010
Von Stephanie Neubauer
London 1961. Als Frau wirst du entweder geheiratet oder gehst an eine Uni. Dass die Entscheidung nicht immer leicht fällt, erzählt Regisseurin Lone Scherfig in diesem Coming-of-Age-Film.
London 1961. Jenny (Carey Mulligan) will nach ihrem Schulabschluss an die Universität von Oxford. Ihre konservativen Eltern Jack (Alfred Molina) und Marjorie (Cara Seymour) ist das sehr recht, denn anstatt zu reisen und französische Musik zu hören, soll sie einen anständigen Beruf erlernen. Jenny’s Absichten sind aber doch andere: Sie will an der Universität endlich ihr Leben genießen, interessante Leute kennen lernen und sich auf ein Leben in Paris vorbereiten. Denn das Land mit seiner Sprache, Musik und Flair hat es ihr angetan.
Nach einer Probe des Schulorchesters trifft sie auf den dreißigjährigen David (Peter Sarsgaard), der sie bei strömendem Regen in seinem Auto nach Hause bringt. Am nächsten Tag schickt er ihr Blumen und als sie sich zufällig über den Weg laufen, lädt er sie spontan zu einem Konzert ein. Als David Jenny abholt lernt er auch ihre Eltern kennen, und der Vater ist, im Gegensatz zu seinen strikten Ansichten, überraschend umgänglich, obwohl David ein Lebemann ist.
Ab diesem Zeitpunkt ist sich Jenny sicher: Wofür noch einen Schulabschluss machen, wenn man das Leben auch so in vollen Zügen genießen kann und abends in einen schicken Club, morgens zu einer Auktion und schlussendlich für ein Wochenende nach Paris eingeladen wird! Die grauen, alleinstehenden Lehrerinnen an ihrer Schule sind auch kein gutes Vorbild um beweisen zu können, dass man vollbepackt mit Wissen ein erfülltes Leben verbringen kann. Die Eltern sind nicht sehr glücklich über die Leistungen die nun in den Keller fallen und dadurch Oxford in weite Ferne rückt. Zu ihrem 17. Geburtstag lädt David sie nach Paris ein. Der Vater ist empört, doch David ist ein verdammt guter Redner. Die Eltern liegen ihm zu Füßen und der baldige Heiratsantrag kommt ihnen nur recht, denn somit braucht Jenny nun nicht mehr nach Oxford gehen, wenn sie an David’s Seite finanziell abgesichert ist.
“Nobody does anything worth doing without a degree”
Direktorin (Emma Thompson)
Ab nun beginnt der Kampf zwischen Jenny und ihren Lehrerinnen, denn wo sind Spaß und Freude am Leben, wenn studieren so anstrengend und langweilig ist. Jenny ist sich ihrer Pläne sicher und schmeißt die Schule.
“I have nothing, I didn’t take my exams, I left school, where is it all gone now?”
Jenny
Die Wendung musste kommen: David ist verheiratet, Jenny am Boden zerstört, die Eltern empört und gedemütigt, dass sie ihm blindlinks die Tochter anvertraut haben, und die Schule will sie nicht mehr aufnehmen. Aber Miss Stubbs (Olivia Williams) hilft ihr und lässt Jenny ihren Abschluss machen, und den legt Jenny so bravourös hin, dass sie in Oxford angenommen wird.
Und die Moral von dieser G’schicht: Lerne lieber, lebe nicht (nun ja wie man so weiß, können auch Studenten Parties feiern)
Der Film ist durchaus weiter zu empfehlen, besonders an Eltern die sich schwer tun in der Entscheidung, was denn nun das Beste für den Sprössling sei. Sollen ja heutzutage noch verstaubte Meinungen vertreten sein, dass eine Frau ohne Mann nichts wert ist (oder erreicht hat).
Meine Wertung: |
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